Interview mit T. Brewig vom Kreiselternrat und A. Wiech, FREIE WÄHLER Chemnitz
BS: Herr Brewig, Sie vertreten den Kreiselternrat, Sie hatten heute eine Pressekonferenz. Was war der Sinn dieser Pressekonferenz?
TB: Also das war eigentlich doppelt. Der erste vorrangige Effekt war. dass alle, die uns unterstützen, alle, die bereit sind, sich mit dem Thema zu beschäftigen, an einen Tisch kommen, um dann auch für sich zu wissen, ja, wir sind jetzt nicht die einzigen, die dieses Thema treiben. Und wir haben auch ganz viele Mitstreiter, die bereit sind, auch mit uns dort Schritte zu gehen.
Das ist so der erste Zweck.
Und natürlich sollte man nicht vermeiden zu sagen, natürlich ist auch Medieninteresse für uns ganz wichtig.
Weil nur dadurch werden wir den Druck auf die Landesregierung so hochbekommen, dass die Landesregierung auch wirklich Schritte geht und nicht bloß ankündigt. Und das ist natürlich ein Defizit, das wir in Sachsen sehr häufig sehen.
BS: Herr Brewig, ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte so ein bisschen den Eindruck, wenn ich gehört habe, was hier von den Parteien erzählt worden ist: Friede, Freude, Eierkuchen.
Eigentlich haben wir schon alles immer richtig gemacht. Das sind andere Gründe, weswegen das nicht so gut ist.
Was, ist denn irgendetwas Konkretes heute rausgekommen?
TB: Also so richtig konkret ist es heute nicht geworden. Das ist sicherlich richtig.
Und das ist auch ein Thema, was ja im Bildungsbereich immer so ist. Wir haben Themen, die in zehn Jahren eine Wirkung haben, wenn wir sie jetzt anfangen.
Und das macht es natürlich ungeheuer schwierig, das auch für die Parteivertreter zu verkaufen. Wir müssen jetzt Geld investieren, um in zehn Jahren vielleicht wieder eine gute Schule zu bekommen.
BS: Das hört sich so ein bisschen so an: Die Bürokratie ist einer der Gründe, weswegen man keine schnellen Lösungen hinkriegt.
TB: Vielleicht nicht so die Bürokratie, sondern… das ist nicht … Also jetzt mal so ein bisschen ein Begriff.
Es ist halt nicht sexy, jetzt Geld auszugeben, um in 20 Jahren sagen zu können, ich habe hier dazu beigetragen, dass es besser wird.
Und genau der Punkt hat mit Bürokratie noch nicht mal was zu tun, sondern der hat wirklich was damit zu tun, dass wir für Bildung so lange Ausbildungswege haben. Wenn die Schüler jetzt aus der Schule kommen, sind die in zehn Jahren gute Lehrer. Aber nicht vorher.
BS: Das sind die normalen Ausbildungswege. Da haben sie recht 20 Jahre dauert so etwas.
Aber brauchen wir nicht schnellere Lösungen, die mit viel Fantasie schnellere Lösungen bringen?
Herr Wiech, Sie hatten vorhin ein Beispiel gebracht. Ich muss sagen, so etwas darf es eigentlich nicht geben.
AW: Ja, das ist das Problem, was wir gerade haben. Der Lehrermangel ist schon da. Und die Notlösung, die jetzt hier getroffen worden ist, ist natürlich beschämend. Aber letztlich muss man sagen, was wir mal anders machen.
Wir werden auf die Schnelle keine Lehramtskräfte herzaubern können. Mit dem dualen Lehramtsstudiengang wird es vielleicht schneller gehen. Wir werden auch schneller aussieben können. Vielleicht merkt der eine oder andere, dass vielleicht doch nicht das Richtige ist und kann dann den Studienplatz für jemand anderen wieder freimachen.
Und wichtig ist mir, heute haben alle unterschrieben. Wie es so schön heißt, wer schreibt, der bleibt. Jetzt muss auf die Unterschrift auch die Tat folgen. Und daran sind wir zu messen, auch wir selber als FREIE WÄHLER.
BS: Taten sollen folgen. Herr Brewig, was sind konkret Taten?
TB: Also Taten werden für mich als erstes mal, dass wir mit der Universität in der Lehramtsausbildung vereinbaren. Also das können wir nicht, das können nicht wir, sondern es muss immer eine Landesregierung.
Und dass die Stadt sich weiter in die Richtung bewegt, dass man multiprofessionelle Teams auf der Ebene unterstützt, dass Schulsozialarbeiter für die Schulen bereitgestellt werden. Dass dort Stellen auch freigemacht sind, damit man konkret an der Schule den Eltern, den Lehrern und den Schülern eine bessere Bedingung bietet.
BS: Was mich persönlich stört, ist, ich finde zu wenig neue Ideen mit viel Fantasie, um auch kurzfristig die Situation zu ändern. Und da sollten eigentlich alle mal nachdenken, was hätten wir noch für Möglichkeiten unterhalb dieser Grenze von 20 Jahren?
TB: Also ganz kurzfristig haben wir ja schon letztes Jahr in Gang gebracht oder mit in Gang gebracht das Thema “Wirtschaft trifft Schule”. Da kommen wirklich Firmen, die Mitarbeiter freistellen oder zumindest überhaupt bereitstellen, die versuchen, den Schulen bei Unterrichtsteilen zu helfen, die Physikunterricht realisieren.
Und das ist für die Schule, die das machen kann und will eine wirklich gravierende Verbesserung. Das geht ganz kurzfristig.
BS: Wenn ich zurückdenke, als ich studiert habe und als ich das Vor-Diplom gemacht habe, dann durfte ich auf dem Gymnasium unterrichten. Und für uns als Studenten war das die erste Möglichkeit, richtig gut Geld zu verdienen.
Es war eine unheimliche Akzeptanz. Und ganz viele haben das gemacht. Und das wäre auch eine schnelle Möglichkeit.
Zwar haben wir jetzt am Samstag keine Schule mehr. Aber ich glaube, Studenten, die die Möglichkeit haben, dieses Geld zu verdienen, die finden Wege, dass sie die Stunden freischaufeln.
TB: Ja, also das ist ja auch im Rahmen dieses “Wirtschaft trifft Schule” ist das ja genauso passiert. Es sind Studenten, es sind Mitarbeiter der Universität, es sind ganz viele verschiedene Gruppierungen, die gesagt haben, ja, ich könnte Unterricht oder das Unterrichtsähnliches, also Unterricht darf ich es nicht nennen, aber Unterrichtsähnliches tun.
BS: Aber da fängt es schon wieder an. Warum ist es nicht Unterricht?
TB: Ja, weil sie keine Noten geben dürfen.
BS: Also ich durfte früher Noten geben, muss ich sagen. Und es hat den Kindern nicht geschadet.
TB: Also Deutschland ist da zum Teil sehr schizophren, mittlerweile. Ich würde auch gerne andere Maßnahmen in den Raum stellen. Die haben wir natürlich auch besprochen in dem Raum.
Zum Beispiel einfach Lehrer, also Lehrer, die nur ein Fach unterrichten können. Und dann natürlich einen anderen Ausbildungsweg gehabt haben.
Zum Beispiel einen Musiker oder einen Trainer, der genau dieses eine Fach kann und der dann aber auch Unterricht gibt.
Und das geht in Sachsen nicht.
BS: Und warum soll nicht ein hochbegabter Sportler Sportunterricht machen können?
TB: Natürlich.
BS: Oder ein guter Musiker Musikunterricht machen können.
TB: Ja.
BS: Herr Brewig, ich bedanke mich erst mal. Herr Wiech, vielen Dank.
AW: Danke schön.
BS: Und dann wollen wir mal schauen, was in Sachsen jetzt weiter passiert.
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Das Gespräch führte BS: Dr. Bernhard Sünder, Direktkandidat der FREIEN WÄHLER für die Landtagswahl 2024 (Chemnitz‑3).
TB: Thomas Brewig, Vorsitzender des Kreiselternrats Chemnitz
AW: Andreas Wiech, Vorsitzender FREIE WÄHLER KV Chemnitz und Direktkandidat der FREIEN WÄHLER für die Landtagswahl 2024 (Chemnitz‑1)