***  Tran­skript  ***

Ein­lei­tung Dr. B. Sün­der:

Und kom­men wir jetzt zum ers­ten Direkt­kan­di­da­ten für den Wahl­kreis 9, das ist Chem­nitz 1. Andre­as Wiech, von Beruf Rechts­an­walt, wohnt hier auch schon seit eini­gen Jah­ren in Chem­nitz, hal­ber Chem­nit­zer mitt­ler­wei­le. Und alles Wei­te­re wird er Ihnen jetzt erzäh­len.

Andre­as Wiech:

Ja, schö­nen guten Tag.

Schön, dass doch noch eini­ge Leu­te gekom­men sind, freut mich.

Mein Name ist Andre­as Wiech, gebo­ren am 22. Mai 1975 in Hechin­gen, im Schat­ten der Burg Hohen­zol­lern.

Auf­ge­wach­sen dann in Balin­gen am Fuße der Schwä­bi­schen Alb, dann nach dem Abitur ein Jahr Zivil­dienst gemacht in einer Werk­statt für psy­chisch kran­ke Men­schen.

Da muss man sich redu­zie­ren und für die Men­schen da sein.

Dann stu­diert Jura in Tübin­gen und 2001 kam dann die Ent­schei­dung, jetzt musst du mal weg von der Hei­mat.

Ich woll­te eigent­lich nach Ber­lin und Ham­burg, da hät­te ich aber zwei Jah­re war­ten müs­sen und da dach­te ich, okay, bewirbst du dich für ande­re Groß­städ­te, da habe ich mich dann für Pots­dam und Dres­den bewor­ben und krieg­te dann als Alter­na­tiv­stand­or­te Cott­bus und Chem­nitz.

Dann habe ich mir das auf der Land­kar­te noch­mal ange­schaut und dach­te, okay Chem­nitz liegt noch etwas zen­tra­ler in der Nähe von Dres­den, Leip­zig und Prag und es ist sind nur fünf Stun­den bis zur Hei­mat.

Dort also ange­fan­gen, Refe­ren­da­ri­at gemacht.

Es soll­te eigent­lich ein zwei-Jahresprojekt wer­den, inzwi­schen sind es jetzt doch 23 Jah­re fast.

Nach dem Refe­ren­da­ri­at dann erst mal 59, 60 Bewer­bun­gen weg­ge­schickt, 59 Absa­gen, eine für die Stadt Chem­nitz bekom­men, da lei­der nicht genom­men.

Also war ich dann erst mal gering­fü­gig beschäf­tigt beim ehe­ma­li­gen Rechts­an­walt auf 450 Euro Basis, war dann erst frei­er Mit­ar­bei­ter und seit 2007 dann rich­tig selbst­stän­dig gewor­den und seit 2007 auch Fach­an­walt für Sozi­al­recht.

Also da geht es in der Regel um Hartz IV, BAFÖG, Ren­te, Arbeits­un­fäl­le, Kranken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung. Alles, was halt mit dem Sozi­al­recht und mit sozia­len Bedürf­nis­sen der Men­schen zu tun hat.

Ver­hei­ra­tet, zwei Kin­der, 6 und 8 Jah­re alt im Vor­schul­al­ter und zwei­te Klas­se jetzt.

Poli­tisch war ich eigent­lich immer der klas­si­sche Wech­sel­wäh­ler.

Und so ab 2007 hat sich dann bei mir das Gefühl ein­ge­schli­chen, hier läuft irgend­was schief.

Das hat sich kon­ti­nu­ier­lich auf­ge­baut.

Und ja, man kann eigent­lich sagen, die Corona-Pandemie und die damit ver­bun­de­nen Maß­nah­men, das habe ich sehr skep­tisch gese­hen.

Die Art, wie es ver­mit­telt wur­de, hat­te ich doch eini­ge Fra­ge­zei­chen.

Und das ist auch mein ers­ter Punkt, den ich hier auf­grei­fen möch­te, was ist mir wich­tig.

Wich­tig ist mit der Auf­ar­bei­tung der Corona-Maßnahmen, dass der Land­tag ein Aus­schuss grün­det und sagt, was ist schief gelau­fen, was ist gut gelau­fen.

Und da geht es nicht dar­um, den erho­be­nen Zei­ge­fin­ger heben und zu sagen, siehst du, ich habe es doch bes­ser gewusst. Dar­um geht es über­haupt nicht.

Ich stel­le immer noch im Verwandten- und Bekann­ten­kreis fest, dass ein Riss durch­geht, dass es lei­der noch nicht ver­heilt ist, was da alles vor­ge­fal­len ist.

Und es geht wie gesagt nicht dar­um, war das jetzt rich­tig oder war das falsch, was die Lan­des­re­gie­rung gemacht hat und die Bun­des­re­gie­rung.

Es geht dar­um, dass wir aus den Feh­lern, die da sind, die gemacht wur­den, ler­nen und es Gute mit­neh­men, weil in 50 Jah­ren kommt die nächs­te Pan­de­mie.

Das inter­es­siert uns viel­leicht dann nicht mehr, aber die­je­ni­gen, die es dann betrifft, die hät­ten dann doch schon ger­ne Ergeb­nis­se, die viel­leicht dann in 50 Jah­ren hel­fen kön­nen.

Bil­dungs­po­li­tik.

Ich war neu­lich ein­ge­la­den zur Kreis Eltern­rats­sit­zung der Stadt Chem­nitz. Da waren auch alle Par­tei­en dabei, und da habe ich eine Geschich­te erzählt, die erzäh­le ich jetzt ger­ne noch­mal, weil es das Pro­blem eigent­lich tref­fend dar­stellt.

Ich tref­fe mich mit zwei Refe­ren­da­ri­ats­kol­le­gen regel­mä­ßig zum Weih­nachts­markt.

Die Kol­le­gin mein­te, Andre­as wie wär‘s, mei­ne bei­den Kin­der haben im Gym­na­si­um Chem­nitz seit einem hal­ben Jahr kein Musik­un­ter­richt mehr.

Du hast doch zehn Jah­re Gesangs­un­ter­richt gehabt, bist für klas­si­sche Musik begeis­tert, könn­test du dir vor­stel­len, für drei Mona­te Musik zu unter­rich­ten? Du musst auch kei­ne Noten geben, ein­fach Musik unter­rich­ten.

Da habe ich gesagt, ja, aber ich dach­te, bei Quer­ein­stei­gern bräuch­te man noch so eine Zusatz­aus­bil­dung.

Nein, nein, das wäre ja nur drei Mona­te. Und ich hät­te ja Jura stu­diert, ein Stu­di­en­ab­schluss reicht.

Habe ich dann abge­lehnt, weil das wäre dann drei Stun­den inner­halb der Woche gewe­sen und das wäre nicht, bzw. schwer zu ver­ein­ba­ren gewe­sen im Beruf.

Fünf Stun­den spä­ter der Refe­ren­da­ri­ats­kol­le­ge erzähl­te von sei­nem Sohn, 20 Jah­re jung, moti­viert möch­te gern Lehr­amt stu­die­ren. Hat aber lei­der den in Sach­sen bestehen­den NC von 1,9 bezie­hungs­wei­se 2,0 nicht, wird abge­lehnt.

In dem Gespräch kam dann auch zu Tage, dass sechs Stu­di­en­plät­ze frei sind.

Also da kann ich Ihnen nur sagen, was für ein Irr­sinn.

Einer­seits hän­de­rin­gend, wir neh­men, was wir krie­gen kön­nen. Ande­rer­seits jun­ge, moti­vier­te Men­schen, die das stu­die­ren möch­ten, wer­den abge­lehnt.

Kurz­fris­tig soll­ten wir dann den NC ein­fach mal weg­las­sen. Das wird zwar jetzt noch vier Jah­re dau­ern, bis sie dann aus­stu­diert haben, aber es wäre sinn­voll.

Die FREI­EN WÄH­LER ste­hen für den dua­len Lehr­amts­stu­di­en­gang, da ste­he ich auch dahin­ter. Schon auch des­halb, weil wir dann wis­sen, oder auch die Stu­die­ren­den wis­sen, ist das eigent­lich was für mich, wenn die frü­her in die Pra­xis rein­kom­men.

Weil aktu­ell läuft es ja so sie stu­die­ren und kom­men dann ins Refe­ren­da­ri­at und mer­ken dann „oh, es passt doch nicht“.

Fami­lie

Wir wis­sen alle, die Gebur­ten­ra­te geht zurück. Das ist ein gesell­schaft­li­ches Pro­blem, da kann Poli­tik wenig machen, aber zumin­dest kön­nen die Rah­men­be­din­gun­gen bes­ser wer­den.

Und dazu gehört für mich zum Bei­spiel, dass die Geburts­ur­kun­de nichts kos­tet.

Dass das Aus­stel­len des Kin­der­aus­wei­ses nichts kos­tet.

Dass die Behör­den­gän­ge für Fami­li­en erleich­tert wer­den.

Das sind für mich gan­ze zen­tra­le Punk­te, dass finan­zi­el­le Ent­las­tung kommt.

Dass inner­halb von Schu­len auch Sach­leis­tun­gen erbracht wer­den.

Dass der Land­tag sagt, lie­be Kom­mu­ne X, du kriegst jetzt so viel Geld zur Ver­fü­gung mit der Auf­la­ge, stellt es den Kitas und den Schu­len zur Ver­fü­gung.

Dass man halt in der Schu­le nichts sieht, das Kind ist arm und das ist reich.

Büro­kra­tie­ab­bau

Das Lieb­lings­wort der Poli­ti­ker wird immer gern beklatscht.

Ein Satz, wir müs­sen Büro­kra­tie abbau­en, Punkt. Wenn es kon­kret wird, wird es meis­tens ruhig.

Ich kann jetzt nur für Sozi­al­recht spre­chen und ich fan­ge jetzt ein­fach mal an und wer­de ganz kon­kret.

Wir haben Rent­ner, da reicht die Ren­te nicht, die krie­gen noch ergän­zend Grund­si­che­rung.

Und jetzt hängt es davon ab, je nach­dem ob sie pfle­ge­be­dürf­tig sind oder nicht, ist dann der Land­kreis zustän­dig oder eben der über­ört­li­che Sozi­al­hil­fe­trä­ger, der nennt sich “Kom­mu­na­ler Sozi­al­ver­band Sach­sen”.

Jetzt haten wir neu­lich einen Fall, der wur­de dann zum Pfle­ge­fall und dann war er Kom­mu­na­le Sozi­al­ver­band Sach­sen, ich kür­ze es jetzt mal ab, KSV, zustän­dig.

Also den Antrag kom­plett neu ein­rei­chen und den­ken Sie nicht, dass der Ren­ten­be­scheid von Anno 98 vom Land­kreis ange­nom­men wer­den kann.

Nein, das muss alles noch­mal hübsch schön neu ein­ge­reicht wer­den.

Daten­schutz­recht­li­che Bestim­mun­gen ste­hen dem ent­ge­gen.

Also was ist die Kon­se­quenz?

Wir müs­sen im sozi­al­recht­li­chen Bereich, soweit das nach dem Zustän­dig­keits­re­gu­lar mög­lich ist, das kon­zen­trie­ren. Ob das jetzt der KSV macht oder die Land­krei­se und die Kreis­frei­en Städ­te, wofür ich plä­die­re, ist einer­lei.

Aber es kann nicht sein, dass wir zwei unter­schied­li­che Behör­den haben und wo es dann an den Punkt hakt, dass dann die Zustän­dig­keit wech­selt.

Des­we­gen, Kon­zen­tra­ti­on der Wider­spruchs­stel­len soweit wie mög­lich, Kon­zen­tra­ti­on der Leis­tungs­stel­len soweit wie mög­lich.

The­ma Kli­ma­wan­del.

Der liegt schon län­ger vor, das habe ich schon Mit­te der 80er Jah­re gehört, als zum Schlit­ten­fah­ren auf ein­mal kein Schnee mehr lag.

Also das ist jetzt kein The­ma, das urplötz­lich auf­ge­tre­ten ist. Das hat man halt, non­cha­lance zur Sei­te gelegt.

Für mich ist es aber wich­tig, dass man vor allem auch mit dem Kli­ma­wan­del leben.

Und da hilft es mei­nes Erach­tens nicht, wenn man sich den Bahn­hofs­vor­platz zum Bei­spiel Chem­nitz mal anschaut, da hat man jetzt 4, 5 Bäu­me hin­ge­stellt.

Da fra­ge ich mich dann schon, war­um hat man nicht 2x2 Meter auf­ge­ris­sen und ein biss­chen Hecken­be­pflan­zung gemacht? Ein­fach ein biss­chen mehr Begrü­nung in der Stadt.

Dann auch auf den Lan­des­flä­chen, mehr Wie­se, Moor und Wald, aber natür­lich in Abstim­mung mit der Land­wirt­schaft. Nicht über deren Köp­fe hin­weg, dass sie sich nicht hin­ter­gan­gen füh­len.

Elek­tro­au­tos.

Ja, die sind schön und gut, aber ich glau­be nicht der Weis­heit letz­ter Schluss.

Ich war neu­lich bei einer Woh­nungs­ei­gen­tü­mer­ver­samm­lung, da gings um es um Tief­ga­ra­gen­stell­plät­ze mit 66 Autos. Da ging es dann auch um das The­ma, ob man da nicht Steck­do­sen ein­bau­en könn­te für die Elek­tro­au­tos.

Da hieß es ja, ja, aber… brand­schutz­recht­li­che Bestim­mun­gen dürf­ten dem ent­ge­gen­ste­hen, und wir haben maxi­mal Strom­ka­pa­zi­tät für 3 Fahr­zeu­ge, bei 66 Tief­ga­ra­gen­stell­plät­zen.

Also müs­sen wir da doch schau­en, dass wir auch für eFuels ein Auge- und Ohr offen haben und für Ver­bren­ner, gleich­wohl, die noch CO2 aus­sto­ßen, aber allei­ne auf Elek­tro­mo­bi­li­tät abzu­stel­len, das wird nichts brin­gen.

Und Was­ser­stoff ist auch ein ganz gro­ßes The­ma. Wir waren jetzt erst im Janu­ar dort zum Fraunhofer-Institut und haben uns das mal ange­schaut, sehr inter­es­sant.

Und ich glau­be, auch da liegt die Zukunft.

Ja, war­um mich wäh­len?

Ich habe jetzt mal so kurz dar­ge­stellt, was ich mir vor­stel­le und was eigent­lich ein nich­t­un­wich­ti­ger Aspekt ist, und da muss ich jetzt mal kurz noch erwi­dern, also poli­tisch erfah­ren bin ich nicht, aber berufs­er­fah­ren.

Und ich bin jetzt seit Novem­ber 21 bei den FREI­EN WÄH­LERN, seit Juli 23 Vor­sit­zen­der hier in Chem­nitz, und ich möch­te was bewe­gen, weil es geht nicht mehr, ich kann nicht mehr zuse­hen.

Ich bin vom Beruf Rechts­an­walt und ich habe noch Fami­lie, aber es geht ein­fach nicht mehr. Es muss sich was bewe­gen, des­we­gen habe ich mich zu die­sem Schritt ent­schlos­sen.

Des­we­gen wäh­len Sie Andre­as Wiech, sozi­al und bür­ger­lich.

Dan­ke schön.

[Bei­fall]